RIP Lowtax: Wie kranker Humor die moderne Welt begründete // Jonathan Haidt über Instagrams Mental-Health-Problem
Zwei Artikel, die ich in den letzten Wochen auf der Expertenplattform Piqd.de gepostet hatte.
Hier zwei Artikel, die ich in den letzten Wochen auf der Expertenplattform Piqd.de gepostet hatte.
GOOD INTERNET ELSEWHERE // Twitter (Newsletter) / Twitter (Links) / Facebook (Newsletter) / Facebook (Links) / Instagram (Pics and Memes) / Reddit (Links) / Telegram (Links)
SUPPORT // Substack / Patreon / Steady / Ko-Fi / Paypal / Spreadshirt
RIP Lowtax: Wie kranker Humor die moderne Welt begründete
Vor zwei Wochen verstarb Richard ‘Lowtax’ Kyanka, Gründer des legendären Forums 'Something Awful'. Das Forum gilt als die Geburtsstätte der modernen Netzkultur. Aus dieser Website ging 4chan hervor, die Community etablierte die bis heute gültige Online-Ästhetik des Trollings, und es gibt nicht wenige Menschen, die behaupten, dass es letztlich die Netzkultur war, die ihren Ausgang in diesem speziellen Forum nahm, die Jahre später dafür sorgte, dass Donald Trump ins weiße Haus gememed wurde.
Autor Dale Beran hat darüber ein ganzes Buch geschrieben: It Came from Something Awful: How a Toxic Troll Army Accidentally Memed Donald Trump Into Office. Max Read vom NYMag hält Lowtax für den einflussreichsten Mann des Internets und ein mittelviraler Tweet @vecchitto meint, er habe durch den Ban von Hentai den Kollaps der westlichen Zivilisation ausgelöst, was möglicherweise nur ein bisschen übertrieben ist.
SA ist der Ursprung des nihilistischen, ultra-kranken Netz-Humors, der grundsätzlich und immer die Grenzen nicht nur des guten Geschmacks, sondern auch der Menschlichkeit sprengt. Praktisch alle sozialen Krankheiten der modernen digitalen Welt kann man auf dieses Forum und seine Community zurückführen. Eine zumindest rudimentäre Kenntnis dieser Form der Netz-"Kultur" und seiner Ursprünge ist unabdinglich für jeden, der sich für die digitale Welt interessiert. Die Gründung und die Umgangsformen des Boards sind essenziell für die Ursprungsmythologien der digitalen Welt.
Ich piqe deshalb einen alten Text auf Vice.com aus dem Jahr 2017, ein Interview mit den Gründern von Something Awful, in dem sie die Geschichte des legendären Boards in eigenen Worten wiedergeben: Fuck You And Die: An Oral History of Something Awful.
Jonathan Haidt über Instagrams Mental-Health-Problem
Jonathan Haidt ist einer der weltweit führenden Sozialpsychologen und beschäftigt sich seit einigen Jahren mit den Auswirkungen von Social Media auf die Psyche von Heranwachsenden. Er war einer der ersten, der die steigenden Zahlen von Mental-Health-Problemen unter Jugendlichen mit Social Media in Zusammenhang brachte und auf ein wissenschaftliches Fundament stellte.
Im Atlantic erneuert er nun seine Vorwürfe an Facebook/Meta/Instagram, nachdem Kritik an seiner Arbeit laut wurde und von Tech-Journalisten auf eine Reihe von Studien aus Oxford hingewiesen wurde, die keinen Zusammenhang zwischen der Nutzung von Social Media und Mental-Health-Problemen finden wollen.
Ich habe die Studien aus Oxford bereits vor einer Weile gelesen und kann Haidt in seinem Fazit dazu nur unterstützen: Die Arbeiten von Professor Andrew Przybylski beschäftigen sich in außerordentlich umfangreichen Umfragen unter Hunderttausenden Teenagern vor allem mit den Auswirkungen von Screen Time, unter der nicht nur die Nutzung von Social Media subsummiert wurde, sondern auch TV, Gaming oder Streamingdienste.
Das Problem dabei ist, dass diese quantitativen Untersuchungen keine Aussage über die qualitativen Wirkungen machen können.
The most widely cited of these studies, published in 2019, analyzed 355,000 teens across three large data sets from the U.S. and U.K. The authors found only a tiny correlation—no larger than the correlation of bad mental health with self-reports of “eating potatoes.” Facebook cites this research in its defense.
But here’s the problem with these studies: Most lump all screen-based activities together (including those that are harmless, such as watching movies or texting with friends), and most lump boys and girls together. Such studies cannot be used to evaluate the more specific hypothesis that Instagram is harmful to girls. It’s like trying to prove that Saturn has rings when all you have is a dozen blurry photos of the entire night sky.
Ich persönlich halte soziale Medien in diesem Kontext für ein psycho-mediales Konstrukt, das eine ähnliche Wirkung entfaltet, wie psychoaktive Drogen. Soziale Medien manipulieren unsere Dopamin- und Oxytocin-Haushalte durch die Gamifizierung parasozialer Verbindungen und eine Regulation muss diese Wirkungen angemessen berücksichtigen.